Was ist eine Remida?
Ein Laden voller Materialien, von denen man nicht den Hauch einer Ahnung hat, daß sie überhaupt existieren! Ein wahres Eldorado für Kinder auf der Suche nach dem Stoff ihrer Träume, für Erzieherinnen und Lehrerinnen mit Hang zur kreativen Materialverwertung.
Im Oktober vergangenen Jahres öffnete die Remida, das kreative Recycling Centro in Hamburg-Ottensen, ihre Pforten und bietet Kindern und Erwachsenen vielfältige Materialien, saubere und ungiftige Produktionsreste, die in Industrie, Handwerk und Gewerbe abfallen. Die Idee kommt aus Reggio/Emilia in Italien, der Stadt mit der innovativsten Kleinkindpädagogik, und entstammt der Philosophie der Reggio-Pädagogik.
Remida leitet sich von Midas her, einem König im alten Griechenland, unter dessen Händen alles zu Gold wurde, und von »RE« als Kürzel für Reggio/Emilia und für Recycling. Remida-Materialien werden in einem Laden anregend präsentiert, damit man in Ruhe stöbern kann und Zeit für Inspirationen hat.
Die Remida steht in erster Linie gemeinnützigen Einrichtungen wie Kindertagesstätten, Schulen und Kultureinrichtungen offen.
Die Leitidee der Remida
Die Idee der Remida verbindet unterschiedliche Aspekte:
- nachhaltiger Umgang mit Ressourcen und Entdeckung des Wertes von vermeintlichem Abfall, der in Unternehmen anfällt;
- Entdeckung unbekannter Materialien und ihrer kreativen Verwendung in Erziehungs- und Bildungseinrichtungen;
- Kinder nutzen reale Materialien für ihre Auseinandersetzung mit der Welt, Fantasie und Imagination sind der Rohstoff für Erfindergeist.
Die Remida ist der Markt, der diese Aspekte zusammenführt: Betriebe können Dinge unabhängig von der Brauchbarkeit in einer konkreten Kita und in großer Menge abgeben.
Kita-Teams und Kinder entdecken Dinge, die ihnen sonst unbekannt geblieben wären. Kinder finden ein reichhaltiges Materialangebot zum Konstruieren und Gestalten. Die Gesellschaft profitiert vom gemeinschaftlich und mit einfachen Mitteln ermöglichten Erfindergeist.
Kreativität ist der rote Faden, der sich durch die Remida spinnt, zu dem alle ganz leicht etwas beitragen können und der ihr Entwicklungspotenzial ist.
Rohstoff für Erfindungen
In der Remida gibt es keine Spielsachen, sondern Sachen zum Spielen, Forschen, Konstruieren, Experimentieren, Gestalten... Die Remida weckt das Bewusstsein für Materialreichtum und seine kreative Verwendung. Kindern und Erwachsenen eröffnet sie eine Vielfalt von Materialien, die zur Neuentdeckung und Zweckentfremdung einladen.
Die spannendsten Materialien für Kinder sind die, die nicht für sie gemacht sind. Solche Sachen kann man nur finden und nicht kaufen.
Kinder brauchen zum Forschen und Arbeiten Dinge, die sie gestalten, aus denen sie etwas entwickeln können, die real und ihrem Forscherdrang gewachsen sind. Knöpfe, Perlen, Schnüre, Kabel, Maschendraht... fordern zur kreativen Gestaltung fantastischer Fabelwesen auf. Unfertige Materialien setzen Fantasie und Imagination frei. So bietet die Remida das Zeug für die Flugmaschinen der Kinder, das Stückchen Paillettenstoff für das Prinzessinnenkleid und weitere Dinge, für die Kinder sofort Baupläne entwickeln.
Die zweite Seele
Die Remida erschließt den materiellen Überfluss für Kitas und Schulen, ermöglicht die Nutzung vorhandener Ressourcen. In Industrie, Gewerbe, Handwerk und Handel fallen täglich interessante Materialien an, die im Container landen.
Es ist schon skurril, was man hört, wenn man in Betrieben nach solchen Resten fragt. »Bei uns bleibt nichts übrig.« »Das ist doch viel zu gefährlich!« »Das geht nicht.« »Was wollen Sie denn damit – das ist doch nur Schnipselkram.« Ein wenig kopfschüttelnd überlassen uns die Leute aus den Betrieben das Plastikkonfetti aus ihren Stanzmaschinen, die Federn aus Großuhren, Spindeln und Druckbänder, Musterfahnen. Gekantete Bleche, die in einer Werkstatt liegen blieben, schönste Stoffreste aus einer Kostümschneiderei, Kartonagen, Seile aus einer kleinen Tauwerkfabrik – in der Remida bekommen diese Schätze eine zweite Seele.
Erzieherinnen aus Kitas und Lehrerinnen aus Grundschulen freuen sich über das vielfältige Materialangebot in der Remida, denn hier finden sie verschiedene Dinge an einem Ort und können aussuchen. Immer mehr Teams entwickeln Lernwerkstätten. Mühsam suchen sie sich ihre Materialien zusammen, finden oft nicht das Richtige oder verbringen viel Zeit mit der Suche. Die Remida bietet ihnen einen neuen Versorgungskanal, der vorhandene Ressourcen nutzt und dadurch Geld und Zeit spart.
»Das Auge schläft, bis es der Geist mit einer Frage weckt.« Dieser Satz aus Reggio wird – umgedreht – zum Leitmotiv der Remida: »Der Geist schläft, bis ihn das Auge mit einer Frage weckt.«
Den vollständigen Beitrag können Sie in unserer Ausgabe Betrifft KINDER 01-02/08 lesen.