Das Jahr geht zu Ende, und die Medien halten Rückschau. Nur wir Pädagogen, die ja bekanntlich die Erwachsenen von Morgen auf eine Welt vorbereiten, die dann nicht mehr so wie heute ist, können natürlich nicht zurückschauen, sondern wenden uns der Zukunft zu: Hier ist er, der detaillierte Überblick über die Highlights und Skandälchen des Pädagogik-Jahrs 2010, erarbeitet von den Trendforschern Michael Fink und Achim Kniefel.
Januar
»Bildung ist der Schlüssel…« Die ersten Worte stehen bereits auf dem Papier des persönlichen Referenten der Bildungsministerin, die 2010 eine gründlich vorbereitete bildungspolitische Grundsatzrede zur Elementarpädagogik halten will – vielleicht auf einem der geplanten Bildungsgipfel. Aber wozu ist Bildung der Schlüssel? Zur Teilhabe? Zur Zukunft? Und was ist eigentlich diese Tür, in die der Schlüssel Bildung gesteckt werden muss? Die allgemeine menschliche Dummheit?
Manche sagen ja, Bildung öffne Lebenschancen. Ist Lebenschance die Tür, die mit dem Schlüssel Bildung geöffnet werden kann? Und was steckt hinter dieser durch Bildung geöffneten Lebenschance – nichts?
Hm, hm… Referent Krause kratzt sich nachdenklich fast ein Loch in die Kopfhaut.
»Hörnse mal auf damit, sooo eilig ist es ja noch nicht«, spricht die Vorgesetzte des Referenten und eilt hinweg, um das nächste Elite-durch-Genforschung-Vorhaben auf den Weg zu bringen…
Februar
In vielen Kindergärten wird jetzt Karneval gefeiert. Höhepunkt des närrischen Treibens ist für unzählige Närrinnen und Narren der mit Spannung erwartete alljährliche Rosenmontagszug in der rheinischen Karnevalshochburg Köln.
Der traditionelle Umzug durch die Straßen der Kölner Innenstadt steht dieses Jahr unter dem Motto »In Kölle jebützt«. Insgesamt verfolgen wieder mehrere Tausende in fantasievolle Kostüme gekleidete Jecken den Zug mit zum Teil prachtvoll geschmückten Wagen, von denen aus immerhin 200 Tonnen Kamellen unter das Volk geworfen werden, um mit aufgespannten Regenschirmen aufgefangen zu werden.
Bei den ebenfalls gut besuchten Prunksitzungen der örtlichen Karnevalsvereine kommen die Närrinnen und Narren bei furiosen Büttenreden und stimmungsvollen Musikdarbietungen voll auf ihre Kosten. »Gibt ja sonst nichts zu lachen…«, kommentiert ein Narr die alljährliche Karnevalsbegeisterung.
März
In vielen Kindergärten wird jetzt Bildung gemacht. Höhepunkt des pädagogischen Treibens ist für unzählige Pädagoginnen und Pädagogen die mit Spannung erwartete alljährliche Bildungsmesse in der rheinischen Bildungshochburg Köln.
Der traditionelle Umzug durch die Hallen der Kölner Messe steht dieses Jahr unter dem Motto »In Köln gebildet«. Insgesamt verfolgen wieder mehrere Hunderttausend mit voluminösen Rollkoffern ausstaffierte Pädagoginnen die Veranstaltung mit zum Teil prachtvoll dekorierten Messeständen, von denen aus immerhin 200 Tonnen Poolnudeln und Bildungshaus-Wimpel unter das Volk geworfen werden, um dann in prall gefüllten Merlin-Taschen heimgetragen zu werden.
Bei dem ebenfalls gut besuchten Rahmenprogramm des Didacta-Verbandes kommen die Pädagoginnen und Pädagogen bei furiosen Fachvorträgen und stimmungsvollen Buchpräsentationen voll auf ihre Kosten. »Gibt ja sonst nicht so tolle Fortbildungsangebote«, kommentiert eine Pädagogin die alljährliche Vortrags-Begeisterung, »vor allem dieser Praxisworkshop mit Volker Rosin, wo wir immer lustige Polonaisen durch die Messehallen machen – das gibt’s bei keiner anderen Fachtagung!«
April
Armando Neumann, Hortpraktikant aus Bad Oldesloe, frickelt in seiner Freizeit an einer neuen pädagogischen Richtung. »Meine Pädagogik wird das Beste der bekannten Ansätze verbinden: Etwas von Montessori, ein bisschen Steiner und auf jeden Fall ganz viele Elemente aus der Pädagogik dieser Hogwarts-Schule«, berichtet der junge Mann, von Mitteilungsbedürfnis geschwellt.
Die ersten Leitsätze der fortan »Armando-Neumann-Pädagogik« genannten Richtung stehen bereits fest: »Kinder sind unserer Auffassung nach kleiner als Erwachsene. Sie leben jetzt in einer Welt von heute, aber die Zukunft beginnt für sie unmittelbar danach. Jedes Kind ist ein Individuum, aber die anderen Kinder auch. Daraus folgt eine Menge.«
»Klingt schon ganz gut, oder?« fragt der ambitionierte Hobby-Erziehungswissenschaftler jeden, der ihm zuhört.
Den vollständigen Beitrag können Sie in unserer Ausgabe Betrifft KINDER 11-12/09 lesen.