Feste der Religionen: Von Fasten, Tod und Auferstehung
Ein Jahr ist für Kitakinder eine unüberschaubar lange Zeit. Sowohl die Natur mit ihrem Wechsel der Jahreszeiten als auch die Kultur mit immer wiederkehrenden – meist religiös geprägten – Festen hilft ihnen, sich im Jahreskreis zu orientieren. In unserer neuen Serie »Feste der Religionen« hat Kirsten Dietrich für uns zusammengestellt, wie religiöse Feste gefeiert werden und was davon Kindern im Kitaalltag erfahrbar gemacht werden kann.
Da die Familien und damit auch die Kitas immer interkultureller werden, geht sie nicht nur auf christliche Traditionen ein, sondern greift auch andere in Deutschland vertretene Weltreligionen auf. Die Serie beginnt mit dem Christentum und dessen Vorbereitung auf Ostern, das Fest der Auferstehung.
Eine kleine Vorbemerkung: Feste sind ein guter Weg, sich Religionen zu nähern – bekannten wie unbekannten, der, in die man hineingeboren wurde, genauso wie einer, die noch nicht lange Teil der gesellschaftlichen Kultur ist. Feiern ist ein Weg, eine Verbindung von Göttlichem und einer Gemeinschaft von Gläubigen zu schaffen und zu stärken. Das ermöglicht einen Zugang, setzt aber auch Grenzen: Religiöse Feste sind eng mit Glaubensinhalten verbunden. Egal, wie pittoresk sie sind, egal, ob sie – wie das Weihnachtsfest – längst fast unentwirrbar mit Alltagskultur und Konsuminteressen verbunden sind: Religiöse Feste haben einen Kern, den man sich nur durch den Glauben erschließen kann. Wer sich mit Kindern über die Feste den Religionen nähern will, sollte sich deshalb der Grenzen bewusst sein: Egal, ob Krippenspiel oder exotisch anmutendes Holi-Fest – für Gläubige sind Feste mehr als eine schöne Inszenierung. Nachfeiern ist nur begrenzt möglich. An dieser Stelle soll es deshalb eher um Nachempfinden im Wissen um und mit Respekt für die Grenzen gehen.
Kindgerecht Ostern feiern
Die deutsche Gesellschaft ist sehr von christlichen Ritualen und Festen geprägt, auch wenn inzwischen nur noch die Hälfte der Bundesbürger Kirchenmitglieder sind. Weihnachten ist den meisten noch bewusst, dass Geschenke und Sterne etwas mit der Geschichte von der Geburt Jesu im Stall zu tun haben. Ostern ist die Verbindung weniger deutlich.
Wenn Ostern mit Kindern gefeiert wird, dann richtet sich der Blick meist auf Hasen und Eier. Das ist schön und kindgerecht, hat aber mit den christlichen Wurzeln des Festes wenig zu tun. Ostern ist das Hauptfest des Christentums, in seiner Erklärung für Kinder aber ein schwieriges Fest. Denn es geht um Tod und Auferstehung: Gottes Sohn, Jesus, ist am Kreuz gestorben – daran erinnert der Karfreitag – nach drei Tagen aber vom Tod wieder auferstanden. Diese Auferstehung begründet seitdem für die Menschen, die daran glauben, die Möglichkeit zur Erlösung und zu ewigem Leben bei Gott nach dem Tod. Das wird an Ostern gefeiert.
Kein Wunder, dass man da lieber Osterhasen bastelt. Kinderbücher suchen Metaphern – Raupe und Schmetterling, Saatkorn in der Erde und Blume, Ei und Küken – das ist eine Annäherung, bildet aber nicht den Kern des Dramas von Karfreitag und Ostern ab: Es geht nicht um Zyklen von Wiedergeburt geht, sondern darum dass der Tod Jesu gegen alle Erwartung nicht sein Ende war.
Aschermittwoch als Einschnitt
Mit dem Ende des Karnevals oder Faschings – je nach Region – beginnen mit dem Aschermittwoch die 40 Tage Vorbereitung auf das Osterfest. Fasching feiert bestimmt jede Kita, es ist ein Fest des fröhlichen Überschwangs, eine Pause vom Alltag. Alles ist erlaubt, zumindest für ein paar Tage.
In der christlichen Tradition hat diese Zeit ein klares Ende: Am Aschermittwoch gingen die Feiernden in die Kirche und bekamen dort ein Kreuz mit Asche auf die Stirn gezeichnet, eine Markierung für den Beginn eines anderen Zeitabschnitts: Mit 40 Tagen fasten sollten sich die Gläubigen auf Ostern vorbereiten. Die Asche war von den Palmzweigen, die beim Osterfest im Vorjahr verbrannt wurden und daran erinnern sollten, dass Jesus mit seinen Anhängern nach Jerusalem zog, das jüdische Pessachfest zu feiern.
Das Aschekreuz zu Aschermittwoch ist in mehrheitlich protestantischen Gegenden abgeschafft worden. Auch bei den Katholiken wird der Brauch erst neuerlich wieder gepflegt. Die Asche ein Symbol: Was vom Alten übrigbleibt, wenn es – zerstörend und reinigend zugleich – in Flammen aufgeht: »Asche zu Asche, Staub zu Staub«.
Asche ist grau und unscheinbar, doch aber ein hervorragender Dünger. Nirgends gedeiht die Landwirtschaft so gut, wie auf Aschehängen von Vulkanen. Dass Asche fasziniert, wissen auch Kinder. Die Aschereste eines Lagerfeuers und verkohltes Holz sind mindestens so anziehend wie die Flammen selbst.
Den vollständigen Beitrag können Sie in unserer Ausgabe Betrifft KINDER 01-02/16 lesen.