Mitunter führt Platzmangel zu wertvollen Ressourcen. Kinder, Eltern und Lehrkräfte lernen, die Umgebung wieder zu entdecken. Aktivitäten jenseits der Schultüren entzünden die Neugier in Cornellà de Llobregat, Spanien. Ein Beitrag von Carme Cols
Für viele der heute älteren Lehrer war die Straße die erste Schule. Sie war ein Ort, wo intensiv gelebt und im Spiel die natürliche Lust gestärkt wurde, zu entdecken, zu erfinden und zu gestalten. In der Schule hatten wir etwas Ähnliches. Das Wort Spielplatz verhieß Freiheit zu spielen, zum Rumhängen mit Freunden und zur Fortsetzung unserer Spiele der Straße.
Die folgenden Worte von Ferrière beschreiben noch heute sehr verschiedene Situationen: »Das Kind liebt die Natur, wir halten es hinter geschlossenen Türen. Es mag an einem bestimmten Platz spielen, wir haben ihn verrückt. Es mag sich fortwährend bewegen, wir haben es festgesetzt. Es spricht gern, wir heißen es schweigen. Es wollte denken, wir ließen es nur erinnern. Es wollte seiner Vorstellungskraft folgen, wir geboten zu fliehen. Es wollte frei sein, wir lehrten Gehorsam.« Bei diesen Worten kommt man auf die Idee, dass man nur die Türen öffnen müsste, um der Schule und ihrem wertlosen Außengelände aus ärmlichem Beton zu entfliehen.
Ein ungünstiges Außengelände bringt Menschen dazu, einen Weg nach außerhalb zu suchen. Wir finden Natur auf Plätzen, in versteckten Ecken, an Straßen, die wir tagtäglich entlang gehen. Oder an besonderen Plätzen, an einer kleinen Quelle, einem Park, wo Dinge einfach geschehen. Man muss diese Orte nur finden, um ab und zu eine Schnecke zu entdecken, eine Ameise, Gerüche, einen Nachbarn, einen Hund … Gehst Du nur jeden Tag hinaus, wirst Du Dir das Gelände zu eigen machen und Verbindungen aufbauen. Dazu brauchst Du Zeit.
Räume sind Symbole und Erinnerungen; sie rufen ein Gefühl der Zugehörigkeit hervor und den Drang, anderen mitzuteilen, was das für einen selbst bedeutet. Räume sind ein Rahmen für den Erwerb von Wissen, für Kommunikation und den Aufbau von Beziehungen; sie fördern unterschiedliche Gemeinschaftserfahrungen.
Alles, was wir draußen unternehmen, jeder Ausflug hilft verstehen, wo und wie die Kinder leben. Wir Lehrer entdecken die Orte wieder, die die Kinder mit ihren Familien gefunden haben. Das bietet Anknüpfpunkte zum Lernen. Es geht nicht nur um Wissenserwerb: Die Kinder lernen, wie man auf der Straße geht, wie vorsichtig sie sein müssen, was die Gemeinschaft braucht, der Einzelne und anderes mehr.
Der Gang nach draußen ist eine große Verantwortung, die, wenn man sie als zwischen Eltern und Lehrkräften verteilt sieht, durchaus getragen werden kann. Ein Ausflug bedarf der Begleitung mehrerer Personen, die einerseits für Sicherheit sorgen und andererseits eine ruhige Atmosphäre schaffen, um unzählige Möglichkeiten zuzulassen und individuelle und kollektive Interessen zu verfolgen.
Es folgen einige Notizen aus einem Gruppentagebuch über eine Zeit von zweieinhalb Jahren, die die kleinen Herausforderungen zeigen, welche Kinder bewältigten.
Carme Cols arbeitet als Lehrerin in der Gemeindeschule von Cornellà de Llobregat, Spanien.
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