Ein Fortsetzungsroman über das Lebensthema »Tod«
Als uns Yvonne Lohr und Simone Müller im Sommer 2007 in Fulda ihre »Totenprojekte« präsentierten, lösten sie eine ganz besondere Stimmung aus: eine Mischung aus innerer Bewegung, Leichtigkeit und Fröhlichkeit. So eine Stimmung erwartet man gemeinhin nicht, wenn man mit dem Thema »Tod« in Berührung kommt.
Doch die besondere Art und Weise, in der die Fragen der Kinder aufgenommen wurden, in der ihre Ideen Raum fanden und die Zufälle des Lebens zum Zuge kamen, nahm dem Thema alles Bedrückende. Begegnungen und Ereignisse, Grenzen und Widerstände, Tatkraft und Trauer verwoben sich zu einer berührenden Geschichte.
Wir waren so begeistert, dass wir uns spontan entschlossen, diese Projekte und einen Vorläufer, das »Gebeineprojekt«, in Texten zu verarbeiten. In diesem Heft beginnt der Fortsetzungsroman – und zwar mit Yvonne Lohr.
Die Eiserne Lunge. Die Kinder hatten dieses bombastische Gerät hinter der Glasscheibe in der Uni-Klinik gesehen. Wenn wir zum Schwimmen gehen, müssen wir immer daran vorbei, aber wir hatten nie Zeit, uns das mal in Ruhe anzusehen. Also versprach ich: Wenn wir Zeit haben, gehen wir hin.
Eines Tages machten wir und nach dem Mittagessen mit den Kindern auf den Weg, die etwas über die Eiserne Lunge wissen wollten. Der Pförtner hatte uns gesagt, wir dürfen sie anfassen. Ich musste den Kindern die Texttafeln vorlesen. Da stand: Eine solche Lunge gibt es noch; ein Mensch liegt noch in so einem Ding drin, irgendwo auf der Welt.
Die Kinder waren voller Fragen: Wieso? Warum? Ich hatte keine Ahnung, wusste auch nicht mehr, als auf diesen Tafeln stand. Deswegen forschte ich später noch mal im Internet – nur so für mich.
Als wir wieder in die Kita zurückgingen, über das Uni-Gelände und durch einen kleinen Park, lag da ein Kaninchen, mitten auf dem Weg. Leute aus der Klinik, die Mittagspause machten, standen drum herum. Im ersten Moment konnte man nicht erkennen, ob das Kaninchen tot war. Es war nicht verletzt, man sah kein Blut, es lag einfach da. Die Kinder meinten, es schlafe.
Ein Mädchen sagte: »Nein, es schläft nicht. Wir müssen es mitnehmen.«
Ein anderes Mädchen: »Wir dürfen es nicht anfassen. Wir müssen ein Tuch nehmen.«
Ein Tuch hatten wir aber nicht dabei. Doch Tobias hatte auf dem Hinweg eine alte Zeitung gefunden, mit dem Bild eines Musikers auf dem Titel, und mich gefragt: »Kannst du mir das vorlesen? Wer ist denn das? Ist das ein Sänger? Ich will auch Musiker werden. Die Zeitung nehme ich mit.«
Der einzige, der was zum Einwickeln hatte, war also Tobias mit seiner Zeitung. Alle sahen ihn an. Einer sagte: »Tobias, gib mal die Zeitung her.« Tobias: »Nein, das geht nicht! Die brauche ich noch.«
Also schauten wir nach, ob wir Taschentücher dabeihatten. Es kamen etliche Tücher zusammen, und die Kinder wickelten das Kaninchen ein, hoben es hoch und nahmen es mit.
Das Thema »Eiserne Lunge« tauchte übrigens nie wieder auf. Auch in die Uni-Klinik wollten die Kinder das Kaninchen nicht bringen. Das fand ich faszinierend. Ich nehme an: Bei der Eisernen Lunge war es Wissensdurst, der die Kinder antrieb. Aber berührt waren sie nicht. Deshalb trat dieses Thema zurück. Beim Kaninchen waren sie sofort emotional involviert.
www.strassederbesten.de
Mit knapp 3500 Gedenkstätten nicht gerade klein – der kostenlose Online-Friedhof im Internet.
www.memoriam.de
Neben hilfreichen Informationen zu einem Trauerfall gibt es auf diesen Seiten viele Informationen das Trauern und Hilfsangebote.
www.bestatter.de
Auf den Seiten des Bundesverbandes Deutscher Bestatter e.V. finden sich alle wichtigen Informationen zu den Bestattungsmöglichkeiten und Bestattungsarten in Deutschland. Die Suche nach einem Bestattungsinstitut bietet die Möglichkeit eines Friedhof-Besuches.
www.ztl-trauerbegleitung.de
Das Zentrum für Trauerbegleitung und Lebenshilfe e.V. ist eine staatlich anerkannte Weiterbildungseinrichtung für Palliativ- und Hospizpflege. Die Seminare beziehen sich auch auf den Umgang der Kinder mit dem Tod und sind somit für Erzieherinnen und Grundschullehrer geeignet.
www.trauerinstitut.de
Das Trauerinstitut Deutschland e.V. setzt sich unter anderem für das Recht jedes trauernden Menschen auf angemessene, respektvolle Unterstützung ein.
www.hospiz.net
Unter dem Begriff »Hospiz« versteht man heute ein umfassendes Konzept, nach dem sterbenskranke Menschen auch in ihrer letzten Lebensphase daheim sein können. Das zentrale Webportal des deutschen Hospiz- und Palliativ-Verbandes bietet eine Übersicht mit Links, Veranstaltungen, Forum, Stellenmarkt und weiteren Informationen.
www.n-fischer.de
Eine Seite für alle, die das Thema »Bestattungskultur« und die »Geschichte des Todes« interessiert. Von der Veränderung der Bestattungsrituale bis hin zum Wandel der Friedhöfe – ein lesenswertes Dokument eines Vortrages von Prof. Fischer. Einfach auf »Tod und Bestattung« klicken.
Den vollständigen Beitrag können Sie in unserer Ausgabe Betrifft KINDER 09/09 lesen.