»Leben und Leben lassen.«
Friedrich von Schiller
Liebe Leser:innen,
was hätten wir alles verpasst, wenn wir uns nicht hin und wieder mal was zugetraut hätten? Wenn wir unsere Komfort-Zone niemals verlassen und die ersten eigenen Schritte nicht gewagt hätten? Während der Vorbereitung zu vorliegender Ausgabe begegneten wir reichlich Gleichgesinnten, die unsere Einschätzung zur Bedeutsamkeit angemessener Risiken für eine gesunde Entwicklung teilen.
Den Grundstein für die Zuversicht und die Freude, lebenslang an neuen Herausforderungen wachsen zu können, legen wir in der Kindheit. Dafür brauchen Kinder Räume, in denen sie sich selbst und ihre Fähigkeiten, aber auch Grenzen wahrnehmen lernen, und Menschen, die sie auf dem Weg vom »Ich traue dir etwas zu« zum »Ich traue mir etwas zu« begleiten. Der Blick über den Tellerrand der Kulturen nach Norwegen machte uns mit den Forschungen Beate Sandseters bekannt. Die Pionierin des riskanten Spiels (»risky play«) bestätigt mit ihren Forschungen die Erkenntnis, dass sich das freie Spiel von Kindern positiv auf deren Hirnentwicklung auswirkt, und erweitert sie um die Einsicht, dass dies ganz besonders für das riskante Spiel zutrifft.
Auf unsere Umfrage, wie wir Kindern in der pädagogischen Praxis angemessene Risiken professionell ermöglichen können, meldeten sich Pädagog:innen aus allen vier Himmelsrichtungen, aus Stadt und Land. In ihren Beiträgen lassen sie uns an großen Momenten der von ihnen begleiteten Kindern teilhaben. Sie schenken uns Einblicke, wie sie Kindern innerhalb ihrer Rahmenbedingungen angemessen riskante Erfahrungen ermöglichen, mitunter in wenigen Sekunden Risikobewertungen treffen und sich dafür zum Wohle der Kinder innerlich auch schon mal ganz schön elastisch machen. Dafür ein großes Dankeschön!
Während unserer Recherchen lernten wir die britische Landschaftarchitektin und Kinderrechtsaktivistin Marjory Allen schätzen, die einst sagte, dass ein gebrochener Knochen einem gebrochenen Geist vorzuziehen sei. Sie oder auch die ungarische Kinderärztin Emmi Pikler wussten, dass Kinder, die häufig angemessene Risiken eingehen, weniger oft wirklich schlimme Unfälle erleiden und sich Herausforderungen des Lebens selbstbewusster stellen. Auch mal die Komfortzone zu verlassen, um über sich hinauswachsen, kann eine gute Idee sein. Nicht nur für Kinder.
In diesem Sinne immer das Beste wünscht Ihnen Ihr Redaktionsteam von Betrifft KINDER